von Isabella Kreim
Das sog. Weihnachtsmärchen, auch das Kindermusical "Der Lebkuchenmann" von David Wood aus dem Jahr 1976 hat ja meist mit Nostalgie zu tun, mit Kinderträumen eher aus dem Stimmungsbereich von Schneeflocken und Kerzenlicht als der Discokugel.
Das Stadttheater Ingolstadt nennt dieses Familientheaterevent im Großen Haus zum Jahresende schon mal nicht mehr Weihnachts- sondern Wintermärchen. Und Regisseur Ekat Cordes, hat den Märchenzauber weitgehend weggepustet und eine fulminante Bühnenshow mit rasanten, aber spielerisch vergnüglichen Choreographien von Sean Stephans hingelegt. Comicbunt, temporeich und energiegeladen.
"Der Lebkuchenmann", textlich und musikalisch zeitgemäß aufgepeppt ist eine fulminante Show als Wintermärchen, zugeschnitten auf die Medienvertrauten Kids von Heute und weniger auf ihre Theatermärchen-Nostalgiker-Großeltern.
Heinrich von Kleist hat sein Leben lang nach seinem Platz in der Gesellschaft, vor allem aber nach seinem eigenen Weg gesucht. Standesgemäß im Militär und Staatsdienst, in Paris, in der Schweiz, in Königsberg und Berlin und vor allem als Dichter. Und er hat dieses Ringen um seine Lebensbestimmung und das gleichzeitige Nachdenken und Philosophieren über das Glück und die Rolle des Ich gegenüber den anderen schonungslos selbstkritisch beschrieben und sprachlich ebenso präzise wie poetisch gestaltet.
Welche Widersprüche hat er zu gestalten, aber auch zu leben versucht!
Die Schauspielerin Kristine Walther - um die Jahrausendwende war sie 3 Jahre lang Ensemblemitglied des Stadttheaters Ingolstadt,- macht in ihrem großartigen Theatermonolog aus Kleist-Zitaten „Kleist – Wenn ich dich nur hätte“ mit ihren unermüdlich veränderten Positions- und Verhaltensvarianten die Bühne zur Metapher für ein Leben und Dichten auf der Suche nach Wahrheit und der eigenen Bestimmung und dem ständigen Scheitern, der Instabilität aller eingenommenen Haltungen und Lebensverhältnisse.
Gestern hat sie damit im Ingolstädter Altstadttheater gastiert und mit diesen 80 intensiven Minuten das kleine, aber konzentriert zuhörende Publikum beeindruckt und begeistert.