Kleists Erzählung "Michael Kohlhaas" hat heute Premiere

von Isabella Kreim

Eine Bühnenfassung von Heinrich von Kleists Erzählung Michael Kohlhaas hat heute Abend im KH des Stadttheaters Ingolstadt Premiere.
Mit den ersten Sätzen von Heinrich von Kleists Erzählung „Michael Kohlhaas“ ist bereits das Dilemma aufgemacht, nämlich,  wie diese Figur einzuschätzen ist: Ist er Vorbild für den Widerstand gegen ungerechte Staatsgewalt und die Willkür der Privilegierten oder ist er ein Staatsfeind, ein Terrorist?
Gerade sein starkes Gerechtigkeitsempfinden macht Michael Kohlhaas, den redlichen Geschäftsmann, er ist Pferdehändler, wir sind im 16. Jahrhundert,  zum Räuber und Mörder, der mit Gewalt gegen erlittenes Unrecht vorgeht.

Michael Kohlhaas ist Unrecht geschehen. Ein Junker knöpft ihm beim Grenzübertritt willkürlich und unberechtigt Geld ab, konfisziert zwei seiner Pferde, lässt sie schwere Feldarbeit leisten und fast verhungern. Der bei den Pferden zurückgelassene Knecht des Kohlhaas wird fast totgeprügelt und davon gejagt. Michael Kohlhaas geht vor Gericht, aber der Filz unter den Adligen  sorgt dafür, dass seine Klage abgewiesen wird. Als die Frau des Michael Kohlhaas mit einer bittscrift zum Kurfürsten  durchdringen will, wird sie von den Wachen so schwer verletzt, dass sie daran stirbt.
Michael Kohlhaas startet einen Rachefeldzug, sammelt Bewaffnete um sich, brennt das Schloss seines Kontrahenten und schließlich auch die Stadt Wittenberg nieder und besiegt die gegen ihn eingesetzte Truppe. 
Am Ende bekommt Michael Kohlhaas Recht. Aber er wird wegen seines  Volksaufstands hingerichtet. 

Wie aber bringt man diesen mit vielen Wendungen komplexen Prosatext mit den auch nicht ganz einfach sprechbaren Schachtelsätzen von Heinrich von Kleist auf die Bühne?  Es musste erst einmal eine auf das Wesentliche reduzierte und verständliche Textfassung erstellt werden. Auch dies hat  die auch  Regie führende  Schauspielerin Mira Fajfer gemacht. Gemeinsam mit Mara Thurnheer und Sebastian Kremkow fungieren die Drei abwechselnd als ErzählerInnen, sie steigen aber auch immer wieder  szenisch in die einzelnen Rollen ein.  Ich habe mit dem Darstellertrio mit Mira Fajfer  als Regisseurin nach der gestrigen GP gesprochen.

Kulturkanal am 12.04.2024
    
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