Literaturtage: Iris Wolff mit ihrem Roman "Lichtungen"

von Isabella Kreim

Iris Wolff, die 2019 den Marieluise-Fleißerpreis der Stadt Ingolstadt erhalten hat, war auch heuer wieder zu Gast bei den Ingolstädter Literaturtagen.  Mit ihrem neuesten  Roman „Lichtungen“, der wie immer bei der in Hermannstadt in Siebenbürgen geborenen Schriftstellerin weitgehend in Rumänien spielt.

 Ein Mann Lev, kommt am Bahnhof in Zürich an. Mit dem Fahrkartenautomaten für die Straßenbahn kommt er nicht klar. Er ist kaum  aus seinem Dorf in Rumänien herausgekommen. Nun hat ihm seine Jugendfreundin  Kato aus Zürich eine Postkarte mit dem lapidaren Satz geschickt „Wann kommst Du?“
Kato ist seit Jahren als Straßenmalerin in London, Paris, Rom oder eben Zürich unterwegs, er ist zum ersten Mal im Westen.  5 Jahre, nachdem sie weggegangen ist, sehen sie sich wieder.

Was prägt uns aus der Kindheit? Woran halten wir vielleicht unnötig  fest?
Lev und Kato verbinden dieselben Kindheitserfahrungen. Aber sie gehen unterschiedlich damit um. Kato will nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende der Ceausescu-Diktatur weg aus Rumänien, aus den engen Grenzen des heimatlichen Umfelds. Vor allem in den unbekannten Westen. Und sie nutzt die Gelegenheit,  mit einem jungen Mann aus Hamburg, Tom, der auf seiner Fahrradreise zufällig in ihrem Dorf vorbeigekommen ist,  ebenfalls mit dem Fahrrad, gen Westen zu radeln.
Lev will nicht weg. Für ihn ist dieses Dorf Welt und Leben genug. Das Gehen, nicht nur das Weggehen ist nach einem Kindheitsunfall  seine Schwachstelle geblieben. Er kehrt nach wenigen Wochen Fahrradausflug in den rumänischen Süden wieder in sein Dorf zurück.

Lev und Kato  werden wohl gemeinsam an die Orte ihrer Kindheit in Rumänien  fahren. Ein offener Schluss. Er steht bereits am Ende des ersten Kapitels, das Kapitel „Neun“ heißt. Denn Iris Wolff erzählt die Geschichte von Lev und Kato  rückwärts. Aus der Gegenwart Schritt für Schritt zurück in die Vergangenheit, in die gemeinsame Kindheit. Und das bedeutet eine faszinierende  Reise von der bekannten in eine ziemliche unbekannte ländlich geprägte Welt in Osteuropa, in ein Dorf in der Maramuresch in Nordrumänien im noch kommunistischen Vielvölkerstaat, in dem Kato und Lev mit deutschen, rumänischen oder ungarischen Verwandten  aufgewachsen sind. Und Iris Wolff versteht es meisterhaft, einen  Sog zu erschreiben, der den Leser und die Leserin immer tiefer eintauchen lässt in eine bei uns längst untergegangene Welt einer solchen Dorfgemeinschaft.

Wir haben mit der Autorin nach ihrer Lesung gesprochen. 

Kulturkanal am 23.05.2024
    
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