Fleißers"Zierde für den Verein" im Münchner Marstall
Eine Bühnenfassung von Marieluise Fleißers Roman „Eine Zierde für den Verein“ ...
Roksana Niewadzisz, eine polnische Theatermacherin und Künstlerin, die in Irland lebt, hat sich zunächst wissenschaftlich seit einigen Jahren mit den Mythen, Sagen und Märchen über weiblichen Tierwesen wie Meerjungfrauen, Schwanenfrauen oder auch Taubenfrauen beschäftigt.
Im Rahmen des FEM*FESTIVALS zeigt sie morgen Abend im Ausstellungsraum im Ingolstädter Kreuztor künstlerische Videos und eine Liveperformance „The Animal-Woman Journey(s).“ Beginn ist um 20 Uhr.
Eine Frau zupft sich wunderschöne schneeweiße flaumige Federn ab, die offenbar ihren ganzen Kopf umhüllt haben. Später sitzt eine Gestalt, immer mit dem Rücken zur Kamera in einer roten Kapuzen-Regenjacke an einem Ufer, in einer Kirche, einem Klostergang, an schönen Orten. Sie trägt eine andere Umhülllung, eine andere fremdartige Haut, die keine Wärme, keinen Schutz bietet, und sie wirkt wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung.
„Dove girl“ ist die Visualisierung einer Taubenfrau aus dem Märchen im Heute. Die Taube ist ja einerseits das verehrte Symbol für Frieden und den Heiligen Geist, im Gegensatz zu den Stadttauben, die wir als unangenehme, dreckmachende Eindringlinge in unsere sauberen Städte empfinden. Im englischen Sprachraum wird daher zwischen dove, der symbolträchtigen schönen weißen Taube und den pidgeons, den hässlichen Stadttauben unterschieden.
Und natürlich wird diese Doppelbedeutung der Taube für die Künstlerin zur Metapher für Vieles im menschlichen und gesellschaftspolitischen Kontext. Wen empfinden wir als schön und dazugehörig, wen als hässlich und ohne Berechtigung mit uns den selben Stadtraum zu teilen?
Aber für Roksana Niewadzisz ist es wichtig, mit poetischen, künstlerischen Mitteln auszudrücken, was unsere Debatten etwa über Migration beherrscht. Ohne Bevormundung.
Foto: Niewadzisz