"Opening Night" – Auftaktpremiere am Stadttheater IN
Der Titel klingt sehr passend für die erste Premiere der neuen ...
Viel Begeisterung über die angenehme Atmosphäre im neuen Theater am Glacis und vor allem für den Eröffnungsabend der 10. Ingolstädter Tanztage mit der Aufführung von „Hush“ der niederländischen Kompagnie De Dansers, einem Tanz-Konzert, denn die 3 TänzerInnen singen auch und spielen Instrumente, die 3 Musiker tanzen mit. Eine großartige Interaktion aus Musik und Bewegung voller Poesie und Energie.
Der Kuratorin auch des diesjährigen Tanzfestivals, die aus Brasilien stammende Tänzerin und Tanzpädagogin Yashmina Lamar Macaira, auf deren Privatinitiative das Ingolstädter Tanzfestival vor 10 Jahren begründet wurde, hat das außergewöhnliche Ensemble De Dansers aus Utrecht eingeladen.
Und sofort setzt die sehr spezifische Magie dieser spannenden Verzahnung und Interaktion aus Live-Konzert und Bewegung ein. Reagieren die Tänzer auf den Impuls der Musik, oder geben die Tanzaktionen die rhythmischen Akzente der Musiker vor? Improvisatorisch sensibel reagiert der Pianist mit einer sanften musikalischen Umhüllung auf die Tanzenden. Einer der Tänzer begeistert als Leadsänger mit seiner Stimme und seinen poetischen Songs, und ein anderer Tänzer tanzt ein kräftezehrendes Solo und hat noch den Atem, unmittelbar danach Saxophon zu spielen.
Aber über diese verblüffenden spartenübergreifenden Fähigkeiten des Ensembles hinaus, hat „Hush“ auch Nonstop Berührendes über Begegnungen und Zuwendungen zu erzählen. Als Ausstattung reichen 3 Straßenlaternen und ein kleines Podest im Hintergrund, die auch mal Straßenszenen und schließlich, in anderer Beleuchtung intime Räume der Kommunikation assoziieren lassen.
Atemberaubend etwa die von Choreographin Josephine von Rheenen dramaturgisch klug getimten Schlusssequenzen. Die zarte Annäherung eines Paares, eine Umarmung ohne sich zunächst zu berühren, auch durchaus komische Szenen, den anderen klettenhaft zu umklammern oder ihm dominant ganz körperlich im Nacken zu sitzen. Variationen, sich aufzufangen und – ein ganz wichtiges Motiv des Abends – auf vielfältige Weise zu trösten. Individuelle und kollektive Zuwendung, Erschöpfung und die Kraft, der Welt zu trotzen. Wohl wissend, dass alles endet.
Der Pianist Hans Ferment ist während seiner 12jährigen Mitwirkung bei diesem Ensemble immer mehr zum Tänzer geworden, wie er nach der Aufführung erzählt hat.
Foto: Schaffer