Kindheit im Krieg. Tijan Sila eröffnet Literaturtage mit „Radio Sarajevo“
Am selben Ort, im Studio im Herzogskasten, an dem eine Bühnenfassung ...
Das Jahr ohne Sommer, das war 1816, als wegen eines Vulkanausbruches in Indonesien der Globus von einer Aschewolke bedeckt war. Unwetter, Missernten, Hunger waren die Folge. Es war der Sommer, in dem sich am Genfer See eine Künstlerclique um Lord Byron und Mary und Percy Shelley in für die damaligen Verhältnisse ziemlich schrägen Beziehungskonstellationen zusammenlebte und sich durch das Schreiben von Gruselgeschichten die Zeit vertrieb. Nur eine davon war erfolgreich: Mary Shellys „Frankenstein-Roman“.
„Das Jahr ohne Sommer“ heißt nun ein Theaterstück der österreichischen Theaterautorin Anna Gschnitzer, das im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt uraufgeführt wird.
5 Künstler*innen wurden ausgewählt, um als artists in residence im Sommer 2025 am Genfer See innerhalb von 3 Monaten eine gemeinsame Ausstellung zu entwickeln. Die Ausschreibung lautete ungefähr so wie vermutlich der Auftrag des Stadttheaters Ingolstadt an die Autorin Anna Gschnitzer. Irgendetwas mit Bezug zu Mary Shelley, ihrem „Frankenstein“-Roman und dem Heute mit Klima- und sonstigen Krisen.
Die Bedingungen sind nicht ganz einfach: Es ist unerträglich heiß, die Klimaanlage funktioniert nicht, die Frösche quaken laut und dringen auch immer mehr ins Haus ein. Das wird zunehmend unheimlicher.
Dazu kommen die persönlichen Probleme. Die erfolgreiche Biennale-Künstlerin Ray, gespielt von Viktoria Voss, ist getrieben nicht nur von ihrem Erfolgsdruck, sondern auch von dem Vorwurf des Machtmissbrauchs an der Uni. Ihre Ex-Geliebte Marianne, eine weniger erfolgreiche Videokünstlerin, gespielt von Renate Knollmann, versucht ständig, sich wenigstens telefonisch um ihre Tochter zu kümmern. Das Verhältnis der beiden Frauen ist angespannt. Der Fotograf und die Performerin, Matthias Zajgier und Chen Emilie Yan, flirten und werfen sich gegenseitig vor, ihrer vermeintlichen Kunst zu liebe andere oder sich selbst auszubeuten. Und der Kurator (Richard Putzinger) ist sowieso ein nervliches Wrack, weil er um seinen Job fürchten muss.
Sie alle sind Getriebene, die dasselbe wollen wie das von Frankenstein geschaffene Geschöpf. Sie gieren nach Anerkennung und Erfolg und müssen erkennen, das macht sie selbst zu Monstern.
Anna Gschnitzer hat jedenfalls ein komplexes Theaterstück über Kunst und Krisen mit vielfältigen Bezügen zu Mary Shellys Roman und der Dichtergesellschaft von 1816 am Genfer See geschrieben, das nun von Regisseur Alexander Nerlich, uraufgeführt wird.
Wir haben mit dem Regie-Team gesprochen.