„Starke Gefühle“ von Walter Kiesbauer und seinem Salonorchester

„Starke Gefühle“ von Walter Kiesbauer und seinem Salonorchester

„Starke Gefühle“ – so prägnant und zugleich so weit öffnend war der Titel des Konzerts, das das Symphonische Salonorchester Ingolstadt Mitte November im Festsaal des Stadttheaters präsentierte. Ein Titel, der nichts verspricht, was man nicht kennt – und doch genau jene menschliche Grundausstattung in den Mittelpunkt stellt, die Musik so unmittelbar berührbar macht: Glück und Trauer, Stolz und Zweifel, Verführung, Wut, Einsamkeit, Leichtigkeit.

Dirigent Walter Kiesbauer wollte diese Gefühle nicht sortieren oder pädagogisch ordnen, sondern „in ausdrucksstarken Schlaglichtern nebeneinander aufscheinen lassen“. Und genauso entwickelte sich der Abend: ein emotionales Panorama, das sich nicht linear erzählte, sondern in starken Farbtönen aufflammte.

Die stolze Verführungskraft aus Bizets Carmen, die träumerisch schwebende Melancholie von Faurés Pavane, die eruptive Wut in Gounods Faust-Ballett: alles tauchte in kurzen, verdichteten Szenen auf. Dazu der schneidende Schmerz von Kurt Weills „Surabaya Johnny“, die verhaltene Traurigkeit aus Sibelius’ „Valse triste“, und immer wieder Kiesbauers eigene Liedkompositionen auf Gedichte von H.C. Artmann, die diese Gefühlslandschaft auf persönliche Weise vertieften.

Nach der Pause wechselte der Abend erneut die Farbe: Bizets Habanera, Glucks Tanz der Furien, ein kokett walzernder Augenblick von Eduard Strauss – und schließlich jene unerwartete Fusion, die das Konzert zum Experimentierfeld machte.
Gemeinsam mit der Rap-Crew „Atzen ohne Grenzen“ verband das Orchester klassischen Klang, rhythmische Direktheit und die klaren Linien der Sopranistin Yvonne Steiner zu einem innovativen, kraftvollen Gesamtbild und wagte so einen völlig neuen Zugang zu emotionaler Direktheit.

„Starke Gefühle“ – Ein Konzert, das seine starken Gefühle nicht linear erzählte, sondern in eindrucksvollen Schlaglichtern aufblitzen ließ. Das von Opernleidenschaft über melancholische Zwischentöne bis zur wütenden Energie eines Rap-Orchester-Crossover reichte.
Dirigent Walter Kiesbauer spannte den Bogen bewusst subjektiv: nicht als Chronologie der Musikgeschichte, sondern als emotionales Panorama, das verschiedenste Ausdrucksformen nebeneinanderstellte. Vom eleganten Salonwalzer bis zur furiosen Attacke, vom verletzlichen Sololied bis zur groß orchestrierten Klangfläche – dieser Abend zeigte, wie unterschiedlich Musik innere Zustände beleuchten kann. Und macht Lust auf weitere Ideen und Projekte von Walter Kiesbauer und seinem Salonorchester.

„Starke Gefühle“ von Walter Kiesbauer und seinem Salonorchester