Grandios: Premierenkritik "Istanbul" im KH
Der Jubel wollte nicht enden bei der Premiere von „Istanbul“ letzten ...
Der Schauspieler am Jungen Theater, Steven Cloos wird im Sommer das Stadttheater Ingolstadt verlassen. Und so schlägt er gleich zu Beginn seiner 11. Ausgabe von „Superheld liest“ für Kinder ab 6 Jahren letzten Samstag Nachmittag in der Werkstattbühne ein wenig das Thema Traurigsein und Abschied an. Heimweh nach Afrika wird auch das Zebra Tajo in der Geschichte dieses Nachmittags haben. Von einer kurzen Trennung von Zuhause, vielleicht auch von den Eltern durch einen Urlaub mit Oma und Opa oder ein Pfadfinderlager erzählen dann auch die Kinder.
Allein in dieser Aufwärmsequenz offenbart sich wieder einmal, wie Steven Cloos sofort mit den Kindern in Kontakt kommt, auch ein ernstes Thema anspricht, und gleich wieder die Kurve zu seiner fröhlichen, positiven Grundstimmung einschlägt.
Steven Cloos alias Superheld beginnt die Geschichte des Nachmittags vorzulesen, „Die Gurkentruppe“ von Leslie Niemöller. Aber über den Titel kommt er kaum hinaus. Da passiert etwas Unerwartetes. Ein Mann, auch mit Umhang und Short über engem Körpersuit purzelt auf einem der großen weißen Kugeln herein, die auch überall auf der Bühne herumliegen. Der zweite Mann ist der Schauspieler Olav Danner als der Vater des Bücher-Superhelden. Er hat sich auf dem fernen Heimatplaneten aufgemacht, um seinen Sohn zu suchen. Der Vater erzählt, wie er auf verschiedenen Sternen nach ihm gesucht habe, und er spricht konsequent in Reimen. Kein Wunder, das der Sohn, ein Bücherheld geworden ist.
Er erzählt von einem Stern, auf dem man nur in Zahlen spricht, von einem Farbkaleidoskop-Stern und auf dem leuchten dann all die weißen Kugeln auf der Bühne in verschiedenen Farben. Und von einem Stern, auf dem man eine unverständliche Sprache spricht. Da sagt man nicht servus, sondern suvser. Also alles rückwärts.
Was sich Olav Danner und Regisseurin Momo Mosel da in Reimen ausgedacht haben, ist wirklich entzückend.
Dann lesen die beiden abwechselnd und mit verteilten Rollen die Geschichte „Die Gurkentruppe“. Olav Danner steigt erst ganz zaghaft, als Stimme des ängstlichen Bären Ben ein, um dann auch das depressive heimwehkranke Zebra zu übernehmen.
Der Vater geht zurück zu seinem Planeten. Der Superheld bleibt noch ein bisschen in Ingolstadt. Zumindest bis zum Ende der Spielzeit wie Steven Cloos, der diese Bühnenfigur und dieses Format erfunden hat und für eine Fangemeinde verkörpert. So viele Emotionen wurden bei dieser „Superheld-Lesung“ wieder angetippt, ohne in Gefühlen zu schwelgen. Der Zauber dieser Veranstaltungsreihe wird dem Bücherplaneten Ingolstadt fehlen, wenn Steven Cloos im Sommer Ingolstadt verlassen wird. Olav Danner hat ihn bei diesem abschied in Raten ganz wunderbar einfühlsam supported.
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