Marieluises Fleißers selten gespietes Theaterstück „Der Tiefseefisch“ wird noch bis Samstag in der Pasinger Fabrik in München gespielt. Starker Applaus und Jubel bei der gestrigen Premiere.
Zunächst entzündet sich der Beziehungsclinch daran,  dass das Gas abgestellt ist und die Miete für das möblierte  Zimmer nicht bezahlt werden kann, während der Mann sich auf ihre Kosten zwei neue Anzüge hat machen lassen.  Bei Gesine und Laurenz kommt noch hinzu. Es geht um eine Frau, die als Autorin erfolgreicher ist als er. Das allein schon kann sein Ego schwer verkraften, zumal keiner seiner Zeitungsartikel mehr veröffentlicht wird. Aber auch sie hat es jetzt schwer. Mit der Bekanntgabe ihrer Verlobung mit Laurenz  hat sie  vermeintlich auch  politisch die Seiten gewechselt, jedenfalls wird sie von ihrer früheren Clique nicht mehr unterstützt, ihre Lesung sabotiert.  Und am Ende haben sich die politischen Machtverhältnisse gedreht und für beide geht es schließlich nicht mehr nur um den Lebensunterhalt, sondern um die Frage: Wie kann man noch schreiben, authentisch bleiben, ohne  sich zu verbiegen. Wie kann man unter diesem  sozialen, politischen und persönlichen Druck überleben?
an muss nicht unbedingt wissen, dass Marieluise Fleißer  ihre eigene Beziehung zu dem mäßigen Schriftsteller und Journalisten Hellmuth Draws-Tychsen zum Vorbild für dieses Beziehungsdrama genommen hat. Wir müssen die Hinweise auf die unterschiedlichen politischen Lager nicht einmal unbedingt in der Zeit um 1930 des aufkommenden Faschismus verorten.

So hat das offenbar auch das Premierenpublikum Abend in der  ausverkauften Pasinger Fabrik in München gesehen. Die beiden Darsteller Daniela Voß und David Benito Garcia, aber auch das Regieteam um Wolfgang Jörg und Andrea Kindt wurden heftig beklatscht und bejubelt. Und viele dürften dabei zum ersten Mal entdeckt haben, welche Kraft, analytische Schärfe und Hellsicht diese Ingolstädter Schriftstellerin Marieluise Fleißer hatte. …