Probenbesuch „Die Ärztin“ im Stadttheater Ingolstadt

Probenbesuch „Die Ärztin“ im Stadttheater Ingolstadt

Spielt es wirklich keine Rolle, ob der Arzt oder die Ärztin Mann oder Frau ist oder welcher Religion sie angehören? Das Theaterstück „Die Ärztin“, das morgen im GH des Stadttheaters Ingolstadt Premiere hat, beruht auf dem Drama „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler. Der britische Autor Robert Icke hat den Antisemitismus, den Schnitzler in Wien  zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschreibt auf heutige Identitätsdebatten ausgeweitet. Die Ärztin spielt Victoria Voss. Der Kulturkanal hat mit Regisseur Nurkan Erpulat gesprochen.

Ein 14jähriges Mädchen liegt  nach einer selbstversuchten Abtreibung mit einer Blutvergiftung im Sterben. Die Ärztin verweigert dem Priester den Zutritt zum Krankenzimmer zur letzten Ölung,  weil sie dem Mädchen eine Panik in der Erkenntnis sterben zu müssen ersparen will.  Medizinethik gegen religiöse Tradition.
Der Vorfall zieht Kreise, eine Hexenjagd gegen die Ärztin beginnt. Eine Online-Petition provoziert einen Shitstorm gegen die Ärztin. Abtreibungsgegner, Christen, Unterprivilegierte und Minderheiten, die sich gegen die erfolgreiche weiße Akademikerin empören, verbünden sich. Sie wird auch privat bedroht, ihr Auto mit einem Hakenkreuz beschmiert, ihre Katze getötet. Eine Talkshow wird um Tribunal.
Diese Ärztin Prof. Ruth Wolff ist die Leiterin einer Klinik und eines Forschungsinstituts für Alzheimererkrankungen. Man ist auf Sponsoren angewiesen und auf die großzügige Unterstützung des Neubaus durch die Ministerin. Also schwindet auch innerhalb der Klinik rasch die Solidarität mit der Chefin.
Prof. Wolff glaubt, nur ärztliche Kompetenz zähle, nicht ob jemand Christ, Jude, Atheist, Mann oder Frau,  weiß oder farbig, heterosexuell oder queer ist.

Foto: Germaine Nassal

Probenbesuch „Die Ärztin“ im Stadttheater Ingolstadt