Pegelhaus: „Nichts als Scherben?“
Wer einen archäologischen Scherbenhaufen etwa aus der Bronzezeit oder der Römerzeit ...
Die Texte der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sind klug und voller Sprachwitz, aber auch nicht leicht zu verstehen und daher schnell ermüdend. Die Inszenierung von „Sonne, Luft, Asche“ im Stadttheater Ingolstadt hat es mit abwechslungsreichen Bildern und einer vielstimmigen Textgestaltung geschafft, das Interesse an diesem Abgesang auf unsere Erde wach zu halten. Eine starke Leistung!
In überraschenden, vieldeutigen Bildern und vielstimmigen Facetten des 7köpfigen Ensembles hat die Inszenierung von Katrin Plötner die Endlosschleifen an Assoziationsketten und Satzkaskaden von Elfriede Jelinek bewundernswert visualisiert und bestmöglich strukturiert und verständlich gemacht. Der Phantasie des Regieteams mit Katrin Plötner, der Ausstatterin Bettina Pommer, der Kostümbildnerin Johanna Hlawica und dem Ingolstädter Ensemble sind immer wieder eindrucksvolle szenische Lösungen und ein Panoptikum grotesk-skurriler „Figuren“ gelungen.
Mit der Trilogie „Sonne, Luft, Asche“ hat Elfriede Jelinek den ganz großen Kosmos über den Zustand der Erde umkreist und ausgelotet, aus der Perspektive der Sonne, der Luft als dem unsichtbaren, keine Grenzen kennenden Lebenselement, und schließlich der Asche, zu der alles einmal, vielleicht bald, werden wird.
Und immer wieder gibt es auch Erzählungen über Flüchtende und Grenzen, die zur Metapher für eine Erdbevölkerung in einer Endphase des Planeten werden.
Wenn man die Textflächen von Jelinek versucht zu lesen, kann man sich schwer vorstellen, dass und wie aus diesen prosaähnlichen Textflächen ein Theaterabend werden kann. In der zweistündigen Aufführung war nur etwa ein Drittel des Gesamttextes zu hören. Regisseurin Katrin Plötner, ihre Dramaturgin Julia Just und das Ensemble mussten nicht nur eine radikale Textauswahl treffen, sondern die einzelnen Passagen auch unterschiedlichen Sprechenden zuordnen und dafür assoziativ Figuren oder zumindest Sprechhaltungen erfinden. …
Foto: Kerstin Schomburg