Als Gastarbeiter in der Türkei: "Istanbul"
War es richtig, Klaus in Istanbul statt in Ingolstadt zu beerdigen, ...
Der theatrale Stadtspaziergang „Lücke zum Glück“, den Regisseur und Autor Volker Schmidt mit Menschen aus Ingolstadt und Profischauspielern aus dem Ingolstädter Ensemble entwickelt hat, bringt unterschiedliche Erfahrungen des Lebens in Ingolstadt zusammen. Parallelwelten, die sich selten begegnen, werden zusammengeführt.
Bewegende Begegnungen mit Menschen wie den Rappern, die auch von Drogenerfahrungen und Gewalt erzählen, dem türkischen Geschwisterpaar, das in den 60er Jahren in Ingolstadt in eine Türkenschule gehen musste, einem fiktiven Stadtrat und einem Audimanager, die sich über die vertanen Chancen der Innenstadt unterhalten, der jungen Songwriterin, die sich mehr revolutionären Mut für Ingolstadt wünscht und besonders berührend, die ukrainische Mutter, die auf den Umrissen der Augustinerkirche parallel erzählt, von der Bombennacht hier 1945, bei der nur die sog. Schutter-Muttergottes unversehrt blieb und ihren Erlebnissen als Mutter, die ihr Kind in Sicherheit bringen wollte, als der Krieg in der Ukraine ausbrach. Und wir erleben Leerstände ganz anders und sehen Orte, die wir noch nie gesehen haben, mitten in der Stadt.
Es sind andere Geschichten als die der meisten Theaterbesucher, die diese Stadtrundgänge mitgehen – und doch auch dieselben. Die Erinnerung an frühere Geschäfte, die jetzt Leerstand sind, die selben Orte, die auch anders erlebt werden können. Das ist das Aufregende und Beglückende an „Lücke zum Glück“. Es bringt Menschen der Stadtgesellschaft zusammen, deren Wege sich normalerweise höchstens peripher kreuzen. Und das ist berührend und lustig, anregend und unterhaltsam und regt zum Austausch an, wenn sich alle zum Schluss wieder am Kaufhof treffen
An den Stadtspaziergängen können jeweils vier Gruppen auf zwei unterschiedlichen Routen mit anderen Stationen teilnehmen, sodass man „Lücke zum Glück“ zweimal mitgehen sollte.
Foto: Hannes Rohrer