Kinderkrimi „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ im Jungen Theater Ingolstadt

Kinderkrimi „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ im Jungen Theater Ingolstadt

Ein tiefbegabter und ein hochbegabter Junge treffen aufeinander. Rico von der Förderschule denkt manchmal etwas langsam und verläuft sich schnell. Deswegen ist seine Mutter mit ihm in die lange Diefe, die Diefenbachstraße in Berlin-Kreuzberg gezogen.
Oskar dagegen kann die Entfernung der Erde vom Mond oder die Unfallstatistik bei Kindern herunterrattern, daher trägt er  einen Helm, auch in Ricos Wohnung.  Weil er Angst hat, oder wie er sagt, vorsichtig ist.
Und beide bringen, getrennt voneinander und doch gemeinsam den Kindesentführer „Mister 2000“ zur Strecke. Und zwar indem sich Oskar mutig in die Hand des Entführers begibt, und Rico,  der Tieferbegabte, mit seiner Kombinationsgabe dem wahren Täter auf die Spur kommt.

Die zauberhafte Detektiv- und Freundschaftsgeschichte „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel ist die neueste Kindertheaterproduktion für ab 10jährige im Jungen Theater Ingolstadt.
Die Inszenierung von Marcelo Diaz ist  in der kindgerecht auf kurzen Szenen beruhenden Bearbeitung von Felicitas Loewe eine wunderschöne Mischung aus rasantem Krimi, unaufdringlicher Freundschaftsgeschichte zwischen zwei weitgehend auf sich allein gestellten Kindern und witzig charakterisierten Hausbewohnern. Und Action gibt es auch: Eine herrlich choreographierte und getimte Verfolgungsjagd zur spritzigen Krimi- Musik von Jürgen Heimüller, die auch die raschen Szenenwechsel strukturiert.
Der Clou ist das Bühnenbild von Anja Furthmann. Sie hat irgendwie schräg und verkantet die Bühne mit einer Weiß- auf-Schwarz-Zeichnung der Gründerzeit-Fassaden mit ihren Erkern als Wände, aber auch als plastisches Spielpodest überzogen. Das ist nicht nur wunderschön anzusehen, vor allem wenn einige der aufgemalten Fenster auch noch hinterleuchtet werden. Es öffnet sich unvermittelt eine Klappe, aus der der grantige Nachbar Fitzke auftaucht. Das Hausfassadenpodest ist auch Küchentisch, Dachgarten oder Fernsehsofa  bei der Nachbarin mit ihren Riesenlockenwicklern, mit  der Rico gerne Krimis und weniger gerne Liebesfilme ansieht.
Jedenfalls ist es bestens gelungen, die unterschiedlichen Stockwerke, Mieter und Schauplätze trotz Doppelbesetzungen verständlich zu machen. Denn nur so kann man mitraten, wenn der Verdacht entsteht, der Kindesentführer könne aus dem Haus stammen, in dem Rico wohnt.
Dass zudem viel Witz, auch in den Dialogen, entsteht, ist den 5 spielfreudigen Darstellern zu danken…

Foto: Ludwig Olah

Kinderkrimi „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ im Jungen Theater Ingolstadt