Eine einzige Person auf der Bühne. Mit einem Text von Thomas Bernhard. Eine Abrechnung mit dem Elternhaus. Ein eindringlicher, packender Theaterabend. Daniel Scholz spielt „Auslöschung. Ein Zerfall“ im Studio des Stadttheaters Ingolstadt. Letzten Samstag war Premiere.

Man kann sich sein Elternhaus nicht aussuchen.
Bei Franz-Josef Murau, dem Ich-Erzähler dieses inneren Monologs hat es einen verhassten Namen. Wolfsegg. Ein Schloss in Oberösterreich. Familiensitz seit Jahrhunderten.
Die Eltern, geprägt von dieser Mischung aus  Nationalsozialismus und Katholizismus, wie ganz Österreich. Auch noch in den Nachkriegsjahren.
Und wer konnte mit seinen Stilmitteln der Superlative, der Verallgemeinerungen und Übertreibungen vehementere Hasstiraden schreiben als der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard. Es ist eine wütende Abrechnung mit dem Elternhaus, mit Wolfsegg, aus dem er, der Geistesmensch, geflohen ist. Überall hin auf der Welt. Und schließlich nach Rom. Dort lebt er, als er ein Telegramm mit der Nachricht erhält, seine Eltern seien bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und so muss er sich noch einmal mit diesen Eltern und seinen beiden Schwestern auseinandersetzen. In Gedanken. Und dann nach Wolfsegg fahren. Zur Beerdigung. Und um als Erbe zu entscheiden, was aus Wolfsegg werden soll. …

Daniel Scholz spielt und spricht diesen 70 Minuten-Thomas-Bernhard-Monolog großartig, eindringlich, abwechslungsreich. Man hängt an seinen Lippen. Mir ist kein Satz entgangen, so plastisch und auch sprachlich ausgefeilt wird jeder Gedanke und auch die Schönheit der rhythmisch-musikalischen Satzkonstruktionen vermittelt. . Daniel Scholz hat in Kassel, Nürnberg,  oder Darmstadt große auch klassische Theaterrollen gespielt und ist auch aus dem Fernsehen bekannt, aktuell in der Serie „Spreewaldklinik“. Und er ist nun aus privaten Gründen nach Ingolstadt gezogen. Ich habe nach einer Vorstellung mit ihm gesprochen.

Foto: Berna Celebi