Asya Fateyeva und Bar Avni beim GKO IN
Mit der jungen Dirigentin Bar Avni und der weltweit gefragten Saxophonistin ...
Auch in manchen Arztpraxen sieht man Abbildungen nicht nur vom Skelett, sondern auch von roten Muskelsträngen oder – alles mehr oder weniger blutig rot – etwa vom Verdauungstrakt. Wie wäre es, wenn einem ein Arzt den schmerzenden Ischiasnerv an einem gelben, gestrickten Wollstrang erklären könnte? Oder die Zysten an der Gebärmutter als violette Wollbommel? Das sähe jedenfalls viel gefälliger und weniger angsteinflößend aus als die üblichen doch eher abschreckenden Darstellungen.
Von menschlichen Präparaten, wie sie derzeit im Dt. Medizinhistorsichen Museum mit meist eher widersprüchlcihen Empfindungen bestaunt werden können, ganz zu schweigen. Wir berichten von einer mit Stricknadeln, Wolle und Garnen hergestellten Visualisierung der inneren Organe, wie sie bis zur Nacht der Museen letzten Samstag im Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt zu sehen waren und von der Schöpferin dieser „gestrickten Anatomie“ auch nochmals vorgestellt wurde.
. Die Wiener Ärztin, Künstlerin und Anthropologin Dr. Phil und Dr. med. Katharina Sabernig hat eine Möglichkeit gefunden, die inneren Organe des Menschen, Herz, Leber, Lunge, die Venen, Arterien und Nerven anatomisch korrekt durchaus auch für Lehrzwecke abzubilden, ohne Abscheu zu erregen, sondern eine geradezu kindliche Neugier für die Funktionsweisen unseres Körpers zu wecken. So ziemlich das Gegenteil der schaurigen Faszination an Originalpräparaten, wie sie etwa die Körperwelten-Ausstellung mit einiger Sensationslust befriedigt. Es sind sehr ästhetische Gebilde, die Katharina Sabernig mit unterschiedlich farbigen Wollfäden oder Garnen gestrickt und mit Draht stabilisiert hat.
Im Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt hatte sie sie schwebend aufgehängt, diese filigranen blauen Adern- und Bronchiengespinste, oder gelben Nervenstränge oder hellblauen Lymphgefäße. Sie wirken wie fantasievolle plastische Zeichnungen und sind doch anatomisch genaue Abbildungen, bei denen ein Facharzt jeden Nervenstrang identifizieren und benennen könnte. Die Farbigkeit überrascht, nichts erinnert an blutige Innereinen und das erhöht den ästhetischen Verfremdungseffekt, die Anmutung von Textilkunstwerken.